Re: Nachruf


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Geschrieben von Georg aus München mit dem alten Dicken am 31. Juli 2013 12:22:59:

Als Antwort auf: Nachruf geschrieben von Ralf Schmiedeke am 31. Juli 2013 09:59:42:

>Nachruf
>Tja, irgendwann hat es ja passieren müssen. Mein nicht immer gut gepflegter aber trotzdem heißgeliebter "Dicker" ist einem unvorsichtigen Toyota Corolla zum Opfer gefallen. Kaum zu glauben, aber eine simple "rechts vor links" Kreuzung war der Schicksalsort.
>Nachdem ich mir über 12 Jahre immer wieder sehr gute und schnelle Hilfe im Forum holen konnte, möchte ich mich an dieser Stelle herzlich dafür bedanken! Eure Tips haben ein früheres Ableben oft verhindert.
>Auch wenn es dem einen oder anderen mega-sentimental vorkommen mag, möchte ich mit einem kurzen Lebensbericht meines Womos ihm die letzte Ehre erweisen.
>1987 haben zwei englische Gentleman, Mr. Binger und Mr. Basham dem Autohaus Fortstenried in München den Auftrag erteilt, ihnen ein ganz besonderes Wohnmobil zusammenzustellen.
>Die Basis: LT35, Turbo Diesel 102 PS, 5 Gang Getriebe, langer Radstand. 110 Liter Kraftstofftank, Differentialsperre 100% zuschaltbar, verstärkte Vorderachs- und Hinterachsfederung, verstärkter Kühlerlüfter, Klimaanlage Fahrerhaus, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Alarmanlage und vieles mehr.
>Der Auf/Ausbau Westfalia Hochdach um 45cm verlängert, integrierte und begehbare Gepäckbox auf dem Dach, Kran für Dachbeladung mit Seilwinde, Halterung für Aussenbordmotor, Seilwinde (2 to Zugkraft) und verstärkte Stoßstange, Zyklonluftfilter, SOLARPANELE (1988!!) und auch hier noch etliches mehr.
>Leider kam es bereits im Anfangsstadium der Entstehung zu Problemen: die offensichtlich nicht optimale durchgeführte Verlängerung des Hochdachs hat von Beginn an zu Undichtigkeiten geführt, eine Krankheit, die uns bis zum Schluss verfolgt hat.
>Durch einen starken Kursverlust des britischen Pfundes kam es zur Verzögerung der Bezahlung und damit auch Auslieferung. Der Endpreis belief sich auf stattliche 198 616,92 DM!!
>Erst im April 1989 kam es zu Erstzulassung.
>Also eine schwere Geburt.
>Lustig ging es nicht weiter. Die von Basham und Binger geplante Australienquerung hat wohl gut funktioniert, leider ist der "Dicke" in Kalkutta beim Rücktransport per Schiff nach Europa vom Kran gefallen. Kein Witz. Dabei wurde wieder sein Hochdach beschädigt, alles wurde über Versicherung abgerechnet (ich glaube es war ein Totalschaden).
>Nach diesem Debakel wurde der Schaden repariert und das Fahrzeug wurde in Spanien und Frankreich als Leihwohnmobil eingesetzt.
>1995 ging das Auto in deutsche Hände. Für 17 000 DM wurde es verscheppert, der Wertverlust ist schon beachtlich. Allerdings war vieles der ursprünglichen Ausstattung nicht mehr vorhanden oder defekt.
>Als der "Dicke" 2001 in meine Hände übergeben wurde kostete er gerade noch 3000,- €.
>Optisch bereits ein Wrack, verunstaltet durch verschiedene Reperaturversuche mit Panzertape (bei dem Anblick kreierte ich das geflügelte Wort: Klebeband statt Sachverstand) glänzte er trotzdem mit den LT Typischen Eigenschaften: Robuster Motor, unverwüstliche Fahrzeugtechnik, zuverlässig bis zum Ende.
>Nachdem ich leider auch immer meine Freizeit zum Verreisen und nicht zum Verschönern meines Womos nutzte, waren wir für viele der Hymer und Dukatofraktion mit ihren sehr hübschen Fahrzeugen, auf den Stell- und Campingplätzen Europas immer ein Grund, mitleidige bis verachtende Blicke zu ernten. Hierfür muß ich mich bei meiner Frau nachträglich noch entschuldigen.
>Aber wir waren überall! Keine Passstrasse in den Pyrinäen war zu steil, keine Gasse in italienischen Bergdörfern zu schmal und letztlich kein Weg zu weit.
>In den letzten Jahren wurde - wie es nunmal ist im Leben - die Zeit lange Touren zu machen immer kürzer, aus Kostengründen wurde das Fahrzeug immer nur 3x im Jahr angemeldet, und die Fahrt ging meistens an den Gardasee.
>Der TÜV konnte uns nicht schrecken! Wir ihn schon, wenn ich alle 2 Jahre mit meinem Weltbeherrschungsmobil auf den Hof fuhr, schlugen die Prüfer die Hände über dem Kopf zusammen. So eine Schrottkiste. Letztlich gab es aber immer eine Plakette und die Aussage: Der hält noch 10 Jahre.
>In diesem Jahr dann plötzlich starker Wasserverlust. 1,5 Liter auf 250Km. Optimistisch beschlossen wir nach eingehender Diagnose (Aufpumpen im kalten und warmen Zustand- kein Druckverlust) dass mit Wechsel des Zahnriemens (was sowieso Zeit wurde) und damit auch der Wasserpumpe(diese in Betrieb war letztlich die Ursache!) das Problem gelöst wird. Und richtig, nach der Reparatur keine Probleme mehr.
>Dann der Schicksalstag: 12.07.2013. Crash, massiver Schaden vorne links. Geschätzte Kosten ca. 15 000,- € . Fahrerkabine ca. 5cm nach rechts verschoben, Bodenbleche der Kabine gestaucht, etc..
>Nach dem letzten innigen Gespräch mit meinem Gefährten nun folgendes Anliegen:
>Ich vermute niemand von euch -auch nicht die verrücktesten- würden versuchen dem Guten eine lebensverlängernde Maßnahme in Form einer Reparatur zukommen zu lassen. Ich glaube das ist aussichtslos.
>Allerdings bietet sich an, durch Organspenden einigen seiner Kollegen vielleicht zu einem unbeschwerten Weiterleben zu verhelfen.
>Zu bieten (uuh klingt das grausam..) haben wir
>1. zum einen sein Herz, also den Motor mit frisch getauschten vorderen Zahnriemen und Wasserpumpe mit allen Anbauteilen (ESP, Lichtmaschine)
>2. 110 Liter Tank
>3. Sperrbares Differential
>4. Die verstärkten Blattfedern
>5. Ladegerät für die Innenraumbatterien, Laderegler.
>Das ganze natürlich noch nicht ausgebaut, sonder nur im Pack.
>Der Gutachter vom TÜV meinte, dass der Motor keinen Schaden durch den Unfall genommen hat, allerdings springt er momentan nicht an.
>Es würde mich sehr freuen, wenn irgendjemand Interesse hat, bitte wendet euch dann mit einer persönlichen Nachricht an mich.
>Und sorry, ich glaube der letzte Part hätte wohl auf den LT-Flohmarkt gehört .
>Ich wünsche Euch und Euren Prachtstücken weiterhin gute Fahrt!
>Ralf

Hallo Ralf,
klingt vielleicht übertrieben aber "mein Beileid"!
Wo steht denn der "Organspender"?
Einiges weckt schon meine Begehrlichkeiten.
Grüße an den Hinterbliebenen
Georg aus München mit dem alten Dicken



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