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Servolenkung, welches Öl, auffüllen, entlüften, einstellen, wechseln

Allgemeines

Wesentlich zu wissen ist, dass der Konstrukteur festlegt, welches Öl hier Verwendung findet; er entscheidet welche Viskosität zur Temperatur, Fließfähigkeit und Filtrierfähigkeit passen soll. Dazu geben die Hersteller dieser „Getriebe“ entsprechende Freigaben. Diese sind für den gemeinen LT-Schrauber unübersichtlich/unverständlich.

Wichtig:

Als Servoöl nur ATF-Öl (Automatic Transmission Fluid)verwenden. Herkömmliches Servoöl (alte Bezeichnung in diesem Bereich) kann die Servopumpe oder die Lenkung beschädigen.

Technischer Hinweis:

-Automatic Transmission Fluid (ATF) auf Basis mineralischer Grundöle entsprechend der ehemaligen Dexron IID-, IIIF-, IIIG- oder IIIH Spezifikation von General Motors

-Automatic Transmission Fluid (ATF) auf Basis der Grundöltypen API Gruppe I, II und III entsprechend der Dexron VI Spezifikation von General Motors.


welches ÖL

Ob nur nachfüllen oder Neubefüllung, es kommt aufs Gleiche raus.

Der Unterschied zwischen ATF3 oder ATF4 ist nur für Automatikgetriebe von Bedeutung. Der Servolenkung ist das wurscht. Man kann auch einfaches mineralisches Hydrauliköl nehmen. Das reicht völlig.

z. B. mineralisches Servoöl, BANTAX CHS 22 ; ca. 8€ 6/2021.


Man sollte deshalb eine optische Zustandsprüfung auf Füllstand, Farbe, sichtbare Verschmutzung, optische Beschaffenheit, Schlieren, Schaumbildung durchführen.

Füllstand: zwischen min und Max- Marke ca 200 ml

Farbe :

-rot (ATF) oder

-grün (CHF — entspricht dem alten G002000 von VW)

Verschmutzung: sichtbare Feststoffe (Öl wechseln)

Schlieren: Wasseranteile (Öl wechseln)


Ersetzen/Auffüllen, Entlüften

-Motor AUS

-Behälter auf MAX auffüllen

-Deckel auflassen(drucklos)

-mal kurz einmal ganz nach links, dann rechts drehen

-Motor anlassen

-Lenkrad langsam und gleichmäßig nach links bis zum Anschlag drehen, kurz halten und dann zurück in die Mittelstellung drehen. Gleiches wiederholen, allerdings nach rechts. Mindestens 6 mal

-zwischenzeitlich Öl kontrollieren/nachfüllen

-Deckel aufschrauben


Fehlersymptome

bei Lenkeinschlag

-kreischende Lenkung

-ruckelnde Lenkung

-schwergängige Lenkung (auch Ausfall der Pumpe)

Hinweis (am Ende des Nachrüstungsbeitrages über die Servolenkung)


Undichtigkeiten im Behälterbereich, besonders nach längerer Standzeit

Der Behälter ist grundsätzlich nicht dicht, sondern braucht und hat oben auch eine Atemöffnung. Da kann durchaus mal etwas Servoöl rausfeuchteln; das ist normal und hat nichts Schlimmes zu bedeuten.

Wenn trotzdem deutlich Servoöl austritt, wenn man ohne Pumpenbetrieb lenkt, ist das bedenklich. Das weist darauf hin, daß da das ein- oder andere Ventil verklebt ist.

Möglicherweise gibt sich das aber auch einfach wieder, wenn das Fahrzeug gefahren wird und das Servoöl wieder mit ordentlich Druck und auch höherer Temperatur da wieder „durchgejagt“ wird.

Ein kompletter Austausch des Servoöls wäre kein „Muss“, aber ein „Kann“. (Chris, 2.10.14)


Schaumbildung

WICHTIG

-kann gravierende Schäden nach sich ziehen.

Erklärung:

Wird Schaum von der Pumpe angesaugt, kann kein Druck aufgebaut werden, die Pumpe wird nicht richtig geschmiert. Die Blasen implodieren und zerstören die Oberfläche von Dichtungen und Pumpe!

-auch die Schaumneigung wird einerseits von den verwendeten Grundölen (alte Servoölfüllung) beeinflusst, aber auch von Verschmutzungen im Öl oder Vermischungen mit Fremdölen gefördert.

Schaum kann also auch ein Anzeichen von Unverträglichkeit sein.

Dies ist auch im Zusammenhang mit dem Einsatz bei Vermischungen mit einigen mineralischen Ölen festgestellt worden.

Zusatzmittel, ganz gleich welcher Art, die dem Öl nachträglich hinzugefügt werden, verändern das Öl in nicht kalkulierbarer Weise und sind deshalb nicht zulässig. Das gilt auch für Restmengen im System.

Das bedeutet:

- bei Neubefüllungen nur ATF-Öl nehmen

- bei notwendigen Nachfüllungen (unter der min-Marke) zu ATF-Öl wegen möglicher Unverträglichkeiten wechseln

- dazu MUSS das System mit ATF-Öl gereinigt/gespült werden!!

- Dies sollte nach ca. 200-500km wiederholt werden; dabei sind bis dahin alle hör- und sichtbaren diesbezüglichen Anzeichen (Quietschgeräusche und/oder „ruckeln“ beim Lenken) sofort auszuwerten, um Schäden zu vermeiden.


Einstellung der Servolenkung

Sie ist genau so , wie bei der mechanischen Lenkung

Lenkungseinstellung


Servolenkung Ölwechsel

wann Ölwechsel

Grundsätzlich sind für die Servolenkung beim LT keine Ölwechselintervalle angegeben. Der Flüssigkeitsstand ist zu prüfen und ggf. mit ATF-Öl auf gleicher Basis nachzufüllen. Wer sich nicht sicher ist, welches Öl sich in der Anlage befindet, bzw. auch in Anbetracht des Alters des Fahrzeugs, ist ggf. ein kompletter Wechsel des Öls inkl. Reinigung des Ausgleichsbehälters sinnvoll.

Bei der Ölstandsmarke „Max“ ist der Maximalpegel für heißes Öl. Bei kaltem Öl sind ca. 5mm unter dem Strich typisch. Grundsätzlich ist es besser, etwas unter der Max-Marke zu bleiben, als das System zu überfüllen, was sonst für verstärktes „Schwitzen“ des Ausgleichsbehälters sorgen kann.

Wenn der Flüssigkeitsstand unter „Min“ liegt, sollte man erst die Anlage auf Undichtigkeit überprüfen.

Wenn die Flüssigkeit braun oder schwarz ist, wurde sie durch Gummiteile vom Verbindungsschlauch, den Dichtungen oder Dichtungsringen verunreinigt. Weiterhin könnten sich in diesem Kreislauf auch Metallspäne von der Mechanik befinden. Hier ist ein Wechsel angezeigt. Auch die natürliche Alterung hat Einfluss auf Farbänderung und Schmierfähigkeit des ATF.

Für Laien ist der Ölzustand schwer abzuschätzen. Alte Kfz-Mechaniker nehmen einfach einen Tropfen zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Tropfen wird verrieben. Es ist reine Schätzung und je verschlissener das Öl, umso wässriger fühlt es sich an und umso mehr reiben die Fingerkuppen. Bei einem frischen Öl fühlt man den anderen Finger nicht. Bei verschlissenem Öl fühlt man das Rillenprofil. Diese Methode hat auch bei „alten Hasen“ nicht selten schon zu Fehleinschätzungen geführt - man sollte sich besser nicht darauf verlassen.

Im Folgenden werden das Nachfüllen/Spülen des Systems beschrieben, sowie Einzelteile des Servobehälters aufgezeigt.


Position des Servoölbehälters


Durchführung des Ölwechsels

Zum Ablassen des Öls löst man am besten die Hohlschraube an der Servopumpe, an der die Vorlaufleitung vom Ausgleichsbehälter kommend angeschlossen ist. Dann läuft die Leitung und der Ausgleichsbehälter leer. Eine Restmenge Öls verbleibt in der Druckleitung von Servopumpe zum Lenkgetriebe und im Lenkgetriebe selber, sowie in der Rücklaufleitung vom Lenkgetriebe.

Achtung: Bei abgelassenem Öl den Motor nicht unnötig laufen lassen! Aufgrund der verbleibenden Restölmenge in der Pumpe bleiben eine Zeit lang Notlaufeigenschaften erhalten, jedoch ist nach längerem Trockenlauf mit Schäden zu rechnen.

Jetzt kann man nach Entnahme des Filterniederhalters bis zum Boden gucken.

Sind dort Ablagerungen bzw. Fremdkörper zu sehen, sind diese zu entfernen.

Der Ölfilter aus Sintermetall ist grundsätzlich zu reinigen. Leider ist er neu kaum noch zu bekommen, sonst wäre natürlich ein Tausch anzuraten.

Bei Bedarf den O-Ring 38×2,5(N 90176301) im roten Deckel des Behälters auch tauschen.


Preise Stand Dez 2013

2 Stück Dichtring (Kupferdichtring) N 013814 9 je 0,35 €

1 Stück Ölfilter für Servolenkung 431 422 385 A

Als Servolenkungsöl habe ich Liqui Moly ATF II/III 1100 TopTec benutzt; 1L für ca. 10 €.

Insgesamt habe ich 1,6ltr benötigt, inkl. Spülung (s.unten)

Nur für das Auflüllen des ausgelaufenen Servoöl aus der Verschraubung habe ich 0.58 Liter benötigt.

Nun den neuen Ölfilter mit dem gesäuberten Filterniederhalter mit Feder einbauen.

Dieser „Deckel für Oelfilter“, so heißt er im ETKA hat die Nr.431 422 379, die dazugehörige Druckfeder die Nr.431 422 381A.

Anschließend neues ATF auffüllen, Hinweise zum Füllstand siehe oben.

Damit das Öl jetzt auch wirklich in den ganzen Ölkreislauf kommt, muß man lenken. Sinnvollerweise fährt man abwechselnd im Kreis rechts und links herum.

Achtung!

Das Lenken geht anfangs seeehr (!) schwer, weil das Öl noch nicht überall ist; außerdem schäumt das neue Öl etwas.

Ich habe dann einen Tag gewartet und habe wieder aufgefüllt. Danach darf das Öl nicht mehr schäumen.

Ölabsaugen

Weil ich mir nicht sicher war, ob nun das ganze Öl gewechselt wurde, habe ich mit einer großen Spritze den Behälter leer gesaugt und neu aufgefüllt. Pro Absaugung habe ich 0,2l Öl entfernt und natürlich wieder aufgefüllt.

Das habe ich 3x gemacht im Abstand von einigen Fahrten. Somit habe ich zum großen Teil das alte Öl rausbekommen.

Ergänzung: Wer mag, kann zur Reduzierung von Leckagen an der Servolenkung dieses Additiv hinzufügen. Wirksamkeit ohne Gewähr.

Liqui Moly 1099 Servolenkungsöl-Verlust-Stop, ca. 8€

„Das Additiv habe ich vorbeugend benutzt, weil es normalerweise einen hohen Anteil an Weichmachern enthält, welches Gummidichtung (wieder) geschmeidig macht. Im Alter werden Gummidichtungen oft spröde und undicht. Das soll verhindert werden. Speziell für Wellendichtringe ist das interessant, die oft nur unter großem Aufwand zu wechseln sind.“ (Auszugweise aus Beitrag von Sönke 4/2016)

Überholung / Abdichtung der Servopumpe

Da beim Überprüfen auf Leckagen an der Servolenkung nicht nur die Verschraubungen an der Lenkungspumpe, sondern oftmals der Wellendichtring an der Pumpenwelle die Ursache sind, wird in einem separaten Artikel die Überholung der Servopumpe beschrieben.


Zusatzinformationen

und hier gibt es noch etwas zum Thema


gerald 19:55, 10 October 2016 UTC ; update gr 15. November 2022


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